Das Wichtigste für jeden Fußballcoach ist es ein qualitatives hochwertiges Training anzubieten. Jeden Einzelnen und das Zusammenwirken als Team zu verbessern. Dazu ist es unerlässlich sich ganz auf das Coaching konzentrieren zu können. Ablenkende Elemente gilt es auszumerzen bzw. zu minimieren. Das vielleicht größte ablenkende Element ist der Aufbau, Umbau und Abbau der Trainingsformen. Aus dieser Erkenntnis entstand die Idee ein komplettes Fußballtraining mit nur vier Hütchen zu realisieren. Das Resultat dieses Gedankengangs findet sich in diesem Artikel, in Form einer exemplarischen Trainingseinheit, wieder.

Trotz Minimierung des Materials der Trainingseinheit auf vier Hütchen werden weitere Ansprüche an diese gestellt. Flexibel betreffend der Spieleranzahl, es muss vom Lerneffekt die neusten Erkenntnisse der Trainingslehre berücksichtigen und über einen Schwerpunkt verfügen, der das moderne Fußballspiel verkörpert. Daraus ergibt sich, dass man in allen der folgenden Trainingsformen kognitive Aspekte berücksichtigt und durch Wettbewerbe in einfachen Übungen die Entstehung des Flows begünstigt. Der taktische Schwerpunkt dieser Trainingseinheit ist das Gegenpressing.

Das Gegenpressing gehört zum sogenannten Umschaltspiel. Was tun nach einem Ballverlust? Zwei Möglichkeiten stehen zur Wahl. Entweder sichern alle Spieler das eigene Tor, indem sie versuchen, sich sofort hinterm Ball fallen zu lassen oder sie entscheiden sich für das Gegenpressing. Früher, als es weniger hochtrabende Begriffe gab, sagte man Nachsetzen dazu. Durch Nachsetzen bei einem Ballverlust, lässt sich der Ball direkt zurückgewinnen. Dazu müssen die ballnächsten Spieler direkt auf den Ball gehen und die ballfernen Spieler Richtung Ball schieben um Passwege des Gegners zu schließen. Ein erfolgreiches Gegenpressing kann man durch Kompaktheit in Ballbesitz vorbereiten.

Gelingt das Gegenpressing lassen sich gefährliche Konter des Gegners unterbinden. Im Falle eines Ballgewinns ergeben sich oft gute Möglichkeiten zum Erspielen von Torchancen. Der Gegner fächert bei Ballgewinn auf. Gegenpressing sollte man immer spielen, wenn viele eigene Spieler in Ballnähe sind. So kann man schnell druck ausüben. Aufpassen: Kein Foulspiel beim Gegenpressing!

Kognitives AufwärmenOrganisation & Ablauf (Team-Kooperation)

Ein Quadrat (20 Meter) aufbauen.

Die Spieler mit je einem Ball ins Feld. Zusätzlich erhält jeder Spieler ein Hütchen von insgesamt vier verschiedenen Farben in der Hand. Die Hütchen zur gleichen Zahl verteilen.

Die Spieler dribbeln im Feld und haben die Aufgabe alle drei Sekunden das Hütchen mit einem Mitspieler zu wechseln. Auf Trainersignal müssen sich die Spieler einer Hütchenfarbe zusammenfinden und in eine freie Ecke des Felds dribbeln.

Mehrere Durchgänge hintereinander absolvieren.

Spieleranzahl: 12–24 Spieler.

Wettbewerb: Die Gruppe die zuletzt komplett in einer Feldecke ist verliert und muss Liegestütze absolvieren.

Kognition: Rechenaufgabe Multiplikation: Gerades Ergebnis -> mit links dribbeln. Ungerades Ergebnis -> mit rechts dribbeln. Addition: Gerades Ergebnis -> weiterdribbeln. Ungerades Ergebnis gleich Trainersignal.

Tipp: Alle Spieler dribbeln im Lauf. Es wird ständig mit unterschiedlichen Spielern das Hütchen gewechselt.

Kognitives PassenOrganisation & Ablauf (Passen)

Ein Feld (25 x 20 Meter) markieren.

Die Spieler in zwei Teams teilen und drei Spieler haben einen Ball.

Die Ballführenden müssen jeweils zu einem Spieler der anderen Mannschaft passen. Die Passdistanz muss mindestens 10 Meter betragen. Der Passgeber läuft seinem Pass nach und der Passempfänger dribbelt ihn an. Hier muss sich nun ein Spieler aus dem Team des Passempfängers als „Hilfsspieler“ zum Ausspielen des Passgebers anbieten. Der Ballführende entscheidet, ob er zum Hilfsspieler passt oder den Passgeber mit einer Finte ausspielt.

Spieleranzahl: 8–24 Spieler. Bei weniger als 12 Spieler nur mit zwei Bällen spielen. Bei mehr als 20 Spielern mit vier Bällen spielen.

Wettbewerb: Jeder Spieler muss in 4 Minuten mindestens 15 Pässe spielen. Pässe zu einem Hilfsspieler zählen hier nicht.

Tipp: Schnell vom Ball trennen. Immer aufmerksam sein und sich ständig als Hilfsspieler anbieten. Den kompletten Raum des Felds nutzen.

Gegenpressing-Spielform IOrganisation & Ablauf (Ballzirkulation)

Ein Quadrat (20 Meter) aufbauen.

4–6 Balljäger ins Feld. Die doppelte Anzahl an Überzahlspieler teilen sich halb im Feld und halb um das Feld auf.

Überzahl spielt auf Ballhalten gegen die Unterzahlspieler. Überzahlspieler im Feld max. zwei Kontakte und die Außenspieler im Direktspiel. Erobern die Balljäger den Ball versuchen sie aus dem Feld zu dribbeln. Die Überzahlspieler versuchen dies zu verhindern, indem sie Gegenpressing spielen. Dazu starten die Außenspieler ins Feld. Nach erfolgreichem Gegenpressing verlassen die Außenspieler wieder das Feld und es wird wieder auf Ballhalten gespielt.

Neue Balljäger nach vier Minuten Spielzeit.

Spieleranzahl: 12–18 Spieler.

Wettbewerb: Fünf Passfolgen gleich ein Punkt für Überzahl und ein Punkt für die Balljäger bei einem Dribbling aus dem Feld.

Variation: Feld und Ballkontaktzahl dem Leistungsstand anpassen. Es sollte ca. alle 10–20 Sekunden ein Gegenpressing stattfinden.

Tipp: Die Außenspieler verschieben stets Richtung Ball, um beim Gegenpressing kurze Wege zu haben. Bei Ballverlust direkt nachsetzen. Ballnahe Spieler gehen ebenfalls auf den Balleroberer und die ballfernen Überzahlspieler schieben Richtung Ball um Passwege der Balljäger zu schließen.

Gegenpressing-Spielform IIOrganisation & Ablauf (Ballzirkulation)

Ein Quadrat (25 Meter) aufbauen.

Vier 4er-Teams bilden. Drei Teams ins Feld. Das vierte Team (Grau) joggt ums Feld.

Zwei Teams spielen zusammen gegen das dritte Team (Rot) auf Ballhalten. Erobert Unterzahl (Rot) den Ball, versucht es 3 (4) Pässe untereinander zu spielen. Überzahl (Blau und Weiß) setzen nach, um die vorgegebene Passfolge von Unterzahl (Rot) zu unterbinden. Wird der Ball vor der erreichten Passfolge zurückgewonnen, geht es wie zuvor weiter. Maximal zwei Ballkontakte.

Erreicht Unterzahl die vorgegebene Passfolge, wechseln die Teams: Das fehlerverursachende Team geht im nächsten Durchgang auf Balljagd. Unterzahl joggt ums Feld und das zuvor joggende Team gehört, mit dem verbleibenden Team aus Überzahl, zum neuen Überzahl-Team.

Spieleranzahl: 12–18 Spieler.

Variation: Feld und Ballkontaktzahl dem Leistungsstand anpassen. Es sollte ca. alle 10–20 Sekunden ein Gegenpressing stattfinden.

Tipp: Kompaktheit auch im Ballbesitz, um kurze Wege zum Gegenpressing zu haben. Alle Überzahlspieler schieben beim Gegenpressing Richtung Ball, bzw. direkt auf den Ball. Die Durchgänge ohne Unterbrechung spielen. Der Trainer passt immer sofort einen neuen Ball ins Feld (zum ballberechtigten Team, z. B. dem joggenden Team nach misslungenem Gegenpressing).

Abschlussspiel mit dem Schwerpunkt GegenpressingOrganisation & Ablauf (Abschlussspiel)

Ein Feld bis zur Mittellinie und auf Strafraumbreite markieren. Auf die Mittellinie ein Tor stellen.

Ein Angreifer-Team (3-3-1) und ein Verteidiger-Team (3-2) bilden. Das Angreifer-Team spielt ohne Torwart und hat ausreichend Ersatzbälle im Tor liegen.

Der IV der Angreifer startet jede Aktion (nach Tor, Ballaus, Abseits usw.). Die Angreifer versuchen möglichst viele Tore zu erzielen. Erobern die Verteidiger den Ball, haben sie die Möglichkeit, auf ein leeres Tor zu spielen. Daher setzen die Angreifer nach einem Ballverlust direkt nach und spielen Gegenpressing.

Neue Verteidiger bestimmen.

Spieleranzahl: 12–16 Feldspieler. 8 gegen 6 (verbreiterter Strafraum). 9 gegen 7 (komplette Breite).

Wettbewerb: Welches Team hat nach sechs Minuten mehr Tore erzielt?

Variation: Tore der Verteidiger zählen doppelt. Maximal drei Ballkontakte der Angreifer.

Tipp: Die Angreifer spielen mutig nach vorne, aber übertreiben es nicht. Ein Ballverlust kann zu einem Konter auf ein leeres Tor führen. Die Angriffe gilt es immer abzusichern, um im Falle eines Ballverlustes den Ball direkt zurückgewinnen zu können. Jeden Angriff mit einem Torschuss abschließen.

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