Der erste Schritt zum Erspielen einer Torchance ist es, einen Weg ins Angriffsdrittel zu finden. Der direkte Weg ist zwar der kürzeste, aber die Räume dorthin sind auch am kleinsten. Heutige Gegner verteidigen ballorientiert und stehen daher kompakt auf der Innenbahn zum Tor. Jedoch lässt sich diese Kompaktheit mit schnellen Spielverlagerungen umgehen. Auf der ballfernen Seite stehen, trotz Verschiebung des Gegners, größere Räume zur Verfügung. Der Weg ins Angriffsdrittel ist geebnet.

Spielverlagerungen werden über die zentralen Spieler gesteuert. Sie bestimmen durch ihr Verhalten, ob der Ball zur freien Seite gelangt. Befindet sich der Ball auf einer Außenseite, so bieten sie sich stets für ein Zuspiel an. Dafür rückt der IV (oder bei einer Verlagerung im Mittelfeld der 6er) nach außen, setzt sich leicht nach hinten ab und befindet sich in einer offenen Stellung (halb Ballposition und halb freie Seite). So kann er mit dem Zuspiel schnell aufdrehen.

Das Ziel einer Verlagerung wird nur erreicht, wenn der Ball die entfernte Seite schneller erreicht, als der Gegner verschiebt. Neben der offenen Stellung der zentralen Spieler müssen dafür die Pässe druckvoll gespielt werden und gut kontrollierbar ankommen. IV (bzw. 6er) drehen mit ihrem ersten Kontakt auf und spielen schon mit dem zweiten Kontakt einen weiträumigen Pass.

Der weiträumige Pass wird nach Möglichkeit in die Vorwärtsbewegung des Mitspielers gespielt. Dieser positioniert sich so, dass der Passweg zu ihm offen ist und er das Zuspiel an einem Gegenspieler vorbei mitnehmen kann. Je weniger Stationen man für eine Spielverlagerung benötigt, desto mehr Zeit wird gewonnen. Daher werden im Idealfall bei Verlagerungen Mitspieler überschlagen. So strebt der IV einen Pass zum ent­fern­ten AV oder zum nahen MA an.

Als Passtechnik kommt der Spann-Flachpass zum Einsatz. Dieser wird wenige Zentimeter über den Boden ohne Effet gespielt. Gegenüber dem Flugball muss der Passweg zum Mitspieler zwar offen sein, doch dafür ist der Ball schneller am Ziel und einfacher zu kontrollieren. Das Standbein setzt dabei etwa 20 cm seitlich und 10 cm vor dem Ball auf und ist gebeugt. Beim Ausholen des Schussbeins den Oberkörper zurücklehnen und den Ball nahe dem Knöchel treffen. Der Ball erhält einen Rückwärtsdrall, der ihn stabil in der Luft hält. Er wird nicht durch Bodenkontakte abgebremst.

Spielverlagerungen lassen sich auch mit Flugbällen bewerkstelligen. Der Vorteil von Flugbällen ist der, dass man damit Positionen und Gegenspieler gut überspielen kann. Der Nachteil ist die schwierige technische Umsetzung und der Zeitfaktor. Flugbälle sind lange in der Luft und die Kontrolle des Flugballs kostet ebenfalls Zeit.

Ein strukturierter Spielaufbau kommt ohne Spielverlagerungen nicht aus. Durch geduldiges Verlagern, nach Bedarf auch mehrmals hintereinander, wird der Gegner so lange zum Verschieben gezwungen, bis bei ihm Kraft und Konzentration nachlassen und er an Kompaktheit verliert. Die sich daraus ergebenden Räume werden konsequent für das Vertikalspiel genutzt.

Die Trainingseinheiten zur Spielverlagerung beginnen mit Technikübungen im Wettbewerb. Es folgen entsprechende Übungen mit einem Torschuss. Im Hauptteil geht es darum, die Spielverlagerung zum Lösen von Spielsituationen einzusetzen. Für ein Abschlussspiel drittelt man das Spielfeld in gleich große Längszonen (Markierung z. B. mit flachen Gummitellern). Ein Tor zählt doppelt, wenn ein in der Außenzone eroberter Ball innerhalb von zehn Sekunden die entfernte Außenzone erreicht und von dort ein Tor erzielt oder vorbereitet wird.

Spielverlagerung EinstimmungOrganisation & Ablauf (1. TE, Übung)

Ein Feld (30 x 5 Meter) markieren.

Die Positionen B–D einfach besetzen. 2–3 Spieler mit einem Ball zu A.

Gleichzeitig umdribbelt Spieler A Hütchen N und Spieler B bietet sich im Feld für ein Zuspiel an. A passt zu B, B dreht Richtung C auf und passt mit seinem zweiten Kontakt zu C. Jetzt gleicher Ablauf von der anderen Seite. C umdribbelt N, D bietet sich im Feld an, erhält Pass 3, Ballmitnahme Richtung A und Pass zur Startposition zurück.

Spieler A / C wechseln nach ihren Pässen 1 / 3 zu B bzw. D. Spieler B / D nach ihren Verlagerungen zu C / A.

Spieleranzahl: 5–10 Spieler. Zu den Positionen A / C bis zu 4 Spieler. Ab 7 Spieler zwei KL entsprechend der Zeichnung auslegen. Beim Wechsel zu A / C eine Aufgabe an diesen ausführen.

Wettbewerb: Welcher Parcours spielt in vier Minuten mehr Verlagerungen durch die HT?

Variation: Die Verlagerungen mit einem Spann-Flachpass spielen. Feldbreite: 40 Meter.

Tipp: Pass 1 / 3 mit „dreh“ coachen. Alle Bälle in offener Stellung kontrollieren. Spieler A / C starten erst mit der gespielten Verlagerung hinters HT.

Spielverlagerung TorschussübungOrganisation & Ablauf (1. TE, Torschuss)

Vor dem Strafraum drei Dummys entsprechend der Zeichnung aufstellen. Etwa 6 Meter vor die Dummys jeweils zwei Hütchen mit unterschiedlicher Farbe stellen.

Zwei Teams zu je 6–10 Spieler bilden. Jedem Team eine Hütchenfarbe zuweisen. Die Spieler teilen sich gleichmäßig an ihrer Hütchenfarbe auf. Spieler A und B mit Bällen.

Die Teams greifen im Wechsel an. Die Übung startet, indem Spieler B sein Dummy andribbelt, fintiert und aufs Tor schießt. Sofort setzt er sich nach hinten ab, erhält von A Pass 2 (A dribbelte zuvor sein Dummy an), B nimmt den Ball Richtung C mit und passt mit seinem zweiten Kontakt. C fintiert sein Dummy aus und kommt zum Torschuss. Nach Torschuss 4 startet das andere Team mit der gleichen Aufgabe.

In Passrichtung eine Position weiter wechseln. A mit Ball zu B, B zu C und C mit Ball zu A.

Spieleranzahl: 12–20 Spieler. Bei weniger als 12 Spielern keine Teams bilden. Erzielen die Spieler in vier Minuten 8 Tore?

Wettbewerb: Welches Team erzielt in vier Minuten mehr Tore?

Variation: Gleicher Ablauf mit Wechsel der Spielrichtung (Start bei C).

Tipp: Spieler B setzt sich nach seinem Torschuss sofort deutlich in die Tiefe ab, fordert energisch das Zuspiel 2 und nimmt den Ball am „Gegenspieler“ vorbei, Richtung C, mit.

Spielverlagerung SpielformOrganisation & Ablauf (1. TE, Spielform)

Drei Hütchentore (Breite: 3 Meter) im Abstand von 8 Metern zueinander aufbauen. Etwa 15 Meter entfernt ein Starthütchen stellen.

Zwei 4er-Teams bilden. Ein Angreifer mit Bällen am Starthütchen und drei Mitspieler vor ihm. Zwei Verteidiger agieren vor den HT und zwei als Passempfänger hinter den HT.

Die Angreifer versuchen innerhalb von zwei Minuten möglichst oft durch ein HT zu passen. Dabei bleiben die Angreifer auf ihren Positionen und passen ausschließlich durch das jeweils gegenüberliegende HT. Die Übung startet mit Pass 1 zu einem beliebigen Angreifer. Kein Direktspiel und beim Verlagern nicht überschlagen. Die Verteidiger stellen nur die Passwege zu. Wurde versucht ins HT zu passen, erfolgt direkt der nächste Pass 1.

Vier Durchgänge spielen. Zuerst Aufgaben innerhalb der Teams wechseln und dann wechseln Angreifer und Verteidiger ihre Aufgaben.

Spieleranzahl: 6–10 Spieler. Bei 6 Spielern absolviert der Trainer Pass 1. Nur ein Verteidiger hinter den HT. Bei 10 Spielern auf vier HT mit drei Verteidigern und vier Angreifern spielen.

Wettbewerb: Welches Team hat nach vier Durchgängen mehr Tore erzielt?

Tipp: Wenige Kontakte, druckvolle Pässe und offene Stellung. Kopf ist oben, um frühzeitig zu wissen, ob durch das HT gepasst werden kann oder ob weiter verlagert werden muss.

Spielverlagerung AbschlussspielOrganisation & Ablauf (1. TE, Abschlussspiel)

Eine komplette Hälfte nutzen. Zwei Großtore aufbauen und zwei Außenzonen (Seitenlinie bis Strafraum) markieren.

Zwei 8er-Teams bilden. Angreifer- und Verteidiger-Team. Die Angreifer spielen in der Formation 4-4 und die Verteidiger im 4-3-1.

Die Angreifer spielen auf das feste Großtor. Jede Spielunterbrechung wird beim Torwart der Angreifer fortgesetzt. Die Angreifer besetzen die Außenzonen jeweils doppelt. Das Verteidiger-Team ist darin beschränkt, dass maximal zwei ihrer Spieler in eine Außenzone dürfen. Die Angreifer versuchen sich durch Verlagerungen gute Torchancen zu erspielen.

Nach der Hälfte der Zeit wechseln die Teams ihre Aufgaben.

Spieleranzahl: 12–16 Feldspieler. Bei 7er-Teams die Formationen 4-3 wählen. Die Angreifer eher in Überzahl. Bei 6er-Teams (3-3) ohne Außenzonen spielen. Dann das Spielfeld leicht verengen und ein zentrales Hütchen-Tabutor (Breite: 8 Meter) aufstellen.

Wettbewerb: Können die Angreifer in 10 Minuten einen 2:0-Rückstand aufholen?

Tipp: Zentrale Spieler bieten sich für Verlager­ungen an. Nach einem Zuspiel direkt aufdrehen und druckvoll in die Vorwärtsbewegung des entfernten Außenspielers passen. Außenspieler stehen maximal breit. AV hinterläuft!

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