Legt man sich vor einem Spiel auf eine Angriffsvariante fest und hat diese schwerpunktmäßig trainiert, erhöht sich die Offensivkraft enorm. Eine dieser Angriffsvarianten kann der sogenannte 90-Grad-Ball sein. Einfach in der Umsetzung und schwer für den Gegner zu verteidigen. Sie haben so Spiel nicht mehr vor sich, sondern von allen Seiten um sich.
Der 90-Grad-Ball ist in einer Vielzahl von Spielsituationen anwendbar. Außenspieler fordern den Ball und stoßen entweder selbst oder im Zusammenspiel mit ihren Mitspielern, Richtung Grundlinie vor. Von dort aus spielen sie den Ball dann gezielt vors Tor. Jetzt haben die Angreifer die Möglichkeit in verschiedene Zielzonen zum Verwerten der Torchance einzulaufen. Durch geschickte Laufwege werden die Verteidiger vor die Problematik gestellt, ob sie den Raum oder den Mann decken sollen. Die druckvolle Hereingabe des Balls führt zu einem kurzen Zeitfenster für die Verteidiger zum Reagieren.
Der 90-Grad-Ball wird in der Regel von einem Außenverteidiger oder einem Mittelfeldaußen gespielt. Für eine präzisere Hereingabe legt er sich den Ball, vor dem Pass, noch einmal leicht nach innen. Dann hebt er den Kopf, um die anvisierten Zielräume seiner Angreifer zu erkennen und spielt den Pass möglichst flach und druckvoll. Ein scharf vors Tor gespielter Ball muss nur leicht von einem Angreifer getroffen werden, damit dieser mit einem für den Torwart unhaltbaren Druck ins Tor geht.
Drei mögliche Zielräume gilt es vor dem Tor zu besetzen. Der am 1. Pfosten und der im zentralen Rückraum für ein flaches Zuspiel. Dazu der am 2. Pfosten für einen Chipball. Warten die Offensivspieler in den Zielräumen auf den Ball, sind sie manngedeckt und damit schachmatt gestellt. Sie müssen lernen die Zielräume erst mit dem Zuspiel des Außenspielers zu besetzen (Timing!). Davor absolvieren sie Positionswechsel und Lauffinten, um ihre Gegenspieler "ins Leere" laufen zu lassen.
Außenspieler und Angreifer benötigen ein fast blindes Verständnis füreinander. Trainieren, trainieren und trainieren! Dazu vor der Hereingabe des Balls den Kopf heben, Blickkontakt herstellen und Zielraum erkennen. Die Angreifer sind bereit den Ball mit beiden Beinen zu verwerten und fixieren dabei ihr Fußgelenk.
Organisation & Ablauf (Warm-up)
Sechs Hütchen im Abstand von je 8 Metern zueinander aufbauen. Dazu vier athletische Aufgaben entsprechend der Zeichnung.
Die Spieler zur gleichen Zahl an den vier Positionen A-D aufteilen. Die vordersten Spieler A und C mit Ball.
Die Spieler A und C dribbeln gleichzeitig Richtung Hütchen Z, umdribbeln es und passen zur benachbarten Position zurück (A nach D, C nach B). Die Passempfänger absolvieren nun die gleiche Aufgabe und passen den Ball wieder zur Ausgangsposition zurück.
Nach dem Pass wechseln die Spieler über die athletischen Gerätschaften zur gegenüberliegenden Position.
Spieleranzahl: 8–24 Spieler. Ab 16 Spieler mit vier Bällen geichzeitig spielen. Nun zwei Bälle zu A und C. Der zweite Spieler mit Ball startet, wenn der Vordermann ums Hütchen Z dribbelt.
Variation: Weitere athletische Aufgaben einstreuen. Nach einer athletischen Aufgabe noch einen Kopfball absolvieren (Trainer wirft Ball zu).
Tipp: Auf einen guten ersten Kontakt achten. Beim Dribbling und Pass Kopf oben, um Zusammenstöße zu vermeiden. Den "Rückpass" gezielt, flach und mit passendem Druck spielen.
Organisation & Ablauf (Ballhalten)
Ein Feld (28 x 12 Meter) mit Mittellinie aufbauen. Nahe den beiden Kopfseiten ein leicht eckiges Hütchentor (Breite: 6 Meter) aufstellen.
Zwei gleichgroße Teams bilden. Bei einer ungeraden Spieleranzahl einen Neutralen bestimmen.
Die beiden Teams spielen auf Ballhalten gegeneinander. Ziel ist von hinten (Kopfseite) durch ein Hütchentor zu einem Mitspieler zu passen. Um zweimal in Folge durch das gleiche Hütchentor mit Punktwertung passen zu dürfen, muss das Team einmal über die Mittellinie kombinieren. Es darf nicht aus dem Zentrum durchs Hütchentor gespielt werden.
Nach vier Minuten neue Teams bilden und ggbf. eine aktive Pause mit Balljonglage oder Movement Preps einstreuen.
Spieleranzahl: 6–13 Feldspieler. Je geringer der Leistungsstand, desto größer das Feld und mehr Neutrale.
Wettbewerb: Für jeden Pass zum Mitspieler von hinten durch ein Hütchentor gibt es ein Punkt für die Mannschaftswertung. Welches Team erreicht mehr Punkte?
Variation: Drei Punkte, wenn der Spieler, der einen Pass durch ein Hütchentor erhält, direkt zu einem Mitspieler durch das gleiche Hütchentor passt.
Tipp: Zielstrebig den Durchbruch auf den Außenseiten bis hinters Hütchentor suchen! Bei Ausball spielt der Trainer schnell einen neuen Ball zur ballberechtigten Mannschaft. Durch Verlagerungen Raum schaffen und mutig in die Tiefe dribbeln. Mehrere Anspielstationen für Rückpässe schaffen. Ballbesitz vor Punkterzielung.
Organisation & Ablauf (Torschuss)
Vier Starthütchen 20 Meter zentral vor dem Tor aufstellen. Der Abstand der Hütchen zueinander beträgt 8 Meter. Zwei Außenpositionen C markieren (nur eine in der Abbildung).
Zwei Teams bilden. Die Teams teilen sich jeweils an ihren Positionen A, B, C und neben dem Tor (D) zur gleichen Zahl auf. Alle Spieler A und B mit Ball.
Die Teams greifen im Wechsel nach dem gleichen Muster an (je eine Seite). Spieler A dribbelt Richtung Tor und schießt noch vor der Strafraumlinie. Nach dem Schuss geht Spieler D des gegnerischen Teams als aktiver Verteidiger vors Tor und Spieler B passt zu Spieler C. C nimmt den Ball zur Grundlinie mit und passt ("3") vors Tor. A / B bieten sich für diesen Pass an. Aufgrund des Verteidigers entsteht eine 2-gegen-1-Aktion. Danach startet sofort Spieler A des anderen Teams.
Die Spieler wechseln innerhalb ihrer Teams eine Position weiter (A mit Ball zu B, B zu C, C zu D und D mit Ball zu A).
Spieleranzahl: 16–24 Feldspieler. Bei weniger Spielern nur von einer Seite oder ohne Verteidiger spielen.
Wettbewerb: Welches Team erzielt in fünf Minuten mehr Tore?
Variation: Die Teams wechseln für einen zweiten Durchgang ihre Seiten. Spieler D sind IV des Teams und bleiben auf Position. C wechselt dann direkt mit Ball zu A.
Tipp: Die beiden Angreifer A und B einigen sich vorab, in welche zwei von drei Zielräume (flacher Pass zum 1. Pfosten, Chipball zum 2. Pfosten und Rückraum) sie laufen. Sie laufen zunächst vors Tor zu einer Stelle, die nicht ihr Zielraum ist. Sie beobachten C und kurz vor seinem Pass sprinten sie in ihre abgesprochenen Zielräume. C hebt vor seinem Pass den Kopf und spielt exakt in einen der zwei besetzten Zielräume. Die Spieler dürfen nicht zu früh loslaufen, so dass sie in ihrem Zielraum zum Stehen kommen, aber auch nicht zu spät, so dass C nicht erkennt, wohin sie laufen.
Organisation & Ablauf (Spielform)
Einen doppelten Strafraum mit einem Innenspielfeld (Diamantenform) entsprechend der Zeichnung markieren.
Zwei 4er-Teams bilden und drei Neutrale bestimmen. Je ein Neutraler fest in den Außenzonen und ein Neutraler in den Innenbereich.
Jedem Team ein Tor zuweisen. Die Teams spielen zusammen mit den Neutralen gegeneinander. In den Außenzonen darf, neben dem Neutralen, immer nur ein Gegenspieler zum Verteidigen.
Nach fünf Minuten neue Teams bilden. Die neutralen Außenspieler müssen nicht gewechselt werden. Für ein Positionstraining agieren dort ausschließlich Außenverteidiger, bzw. die MA.
Spieleranzahl: 10–13 Feldspieler. Kein Neutraler im Innenbereich. 5er-Teams bilden. Bei mehr als 13 Spieler einen HIIT-Parcours aufbauen. Ein Durchgang besteht aus 4x auslaufen und zwei Tempoläufe und diesen in 30 Sek. absolvieren. In der Tempozone auf 80% der Maximalgeschwindigkeit kommen. Acht Durchgänge.
Wettbewerb: Welches Team erzielt zuerst fünf Tore?
Variation: Kontaktbegrenzung im Feld. Bei einem Treffer geht es beim Torwart des erfolgreichen Teams weiter.
Tipp: Können die neutralen Außenspieler nicht aussichtsreich vors Tor spielen, streben sie den Ballbesitz an. Überzahl ausspielen. Blickkontakte herstellen. Freilaufbewegungen vor dem Tor. Immer auch den Rückraum besetzen.