Das Spiel mit Ball, das Spiel gegen den Ball und das Umschaltverhalten sind die Eckpfeiler des Fußballs. Diese gilt es für den Erfolg zu beherrschen. Das Umschaltverhalten muss in zwei Richtungen geschult werden. Wie verhält man sich bei Ballgewinn und wie bei Ballverlust? Diese Trainingseinheit schult das Verhalten des Teams und des Einzelnen bei Ballverlust.
Wird der Ball verloren gibt es zwei verschiedene Verhaltensweisen. Unmittelbar nach dem Ereignis müssen alle Spieler entsprechend einer der beiden Verhaltensweisen agieren. Nach Ballverlust spielt man entweder Gegenpressing, indem alle Spieler den ballführenden Gegner jagen und seine Anspielstationen zustellen, mit dem Ziel den Ball möglichst schnell zurückzugewinnen. Alternativ steht die Torsicherung im Vordergrund, indem sich alle Spieler kompakt fallen lassen und die Räume zwischen Ball und eigenem Tor verengen.
Um zu gewährleisten, dass alle Spieler die gleiche Strategie verfolgen, gibt ein Spieler - der zuvor bestimmt werden kann - bei Ballverlust ein entsprechendes lautes Kommando. Je nach Spielsituation entscheidet er sich zwischen Gegenpressing und Zurück (fallen lassen). Kann der ballführende Gegenspieler unmittelbar unter Druck gesetzt werden und befinden sich zahlreiche Mitspieler in Ballnähe, die Passwege zustellen können, so erfolgt das Gegenpressing. Und zwar deshalb, weil eine solche Spielsituation eine erfolgreiche Ballrückgewinnung möglich macht.
Ist gegenteiliges der Fall. Befinden sich also nicht viele Mitspieler in Ballnähe und der Gegner kann nicht direkt unter Druck gesetzt werden, so würde der Versuch des Gegenpressings im Sande verlaufen. Der Gegner hätte viel Raum vereinzelnde Spieler auszuspielen und könnte so recht einfach Richtung Tor vorstoßen. Also lässt man sich in solchen Spielsituationen mit einem lauten "Zurück"-Kommando fallen. Es entsteht ein kompakter Mannschaftsverband zwischen eigenem Tor und Ball. Der Raum für den Gegner Richtung Tor wird eng. Bei einem Angriffsversuch kann er nun wieder gedoppelt werden. Zudem ermöglicht die kompakte Organisation wieder das Starten des Pressings.
Organisation & Ablauf (Warm-up)
Ein Rechteck (26 x 18 Meter) mit zwei zentralen Dummys (alternativ Stangen) aufbauen. An den Positionen A, B und D athletische Gerätschaften auslegen.
Die Spieler verteilen sich zur gleichen Zahl an den Positionen A und C. Der erste Spieler A befindet sich mit Ball vor der Athletik.
Spieler A passt durch die Dummys zu Spieler C, C spielt nun Doppelpass mit A und leitet den Ball dann direkt zum nächsten Spieler A weiter.
Spieler A wechselt über B zu C und C über D zu A.
Spieleranzahl: 10–19 Spieler. Ab 14 Spielern weitere athletische Gerätschaften zwischen B / C und D / A auslegen.
Variation: Spiegelverkehrter Ablauf, indem die Athletik von B bei C ausgelegt wird. Jetzt stehen die Spieler bei B und D. D mit Ball passt durch die Dummys zu B usw. Wechsel jetzt entgegen dem Uhrzeiger.
Tipp: Das Timing bei A so gestalten, dass immer rechtzeitig ein neuer Spieler auf Position ist. Pässe druckvoll und flach spielen. Körperspannung bei der Athletik, wie kurze Bodenkontaktzeiten und tiefer Körperschwerpunkt.
Organisation & Ablauf (1. Spielform)
Ein Spielfeld (15 x 15 Meter) mit zwei Minitoren entsprechend der Zeichnung aufbauen.
Drei 3er-Teams bilden und als Trainer mit Bällen neben dem Feld.
Zwei Teams spielen zusammen gegen das Dritte auf Ballhalten. Maximal zwei Ballkontakte. Ab der 10. Passfolge darf Überzahl in ein beliebiges Tor schießen. Erobert Unterzahl den Ball darf es direkt in ein beliebiges Tor schießen. Überzahl spielt Gegenpressing und im Erfolgsfall dürfen sie dann innerhalb der nächsten drei Pässe in ein beliebiges Tor schießen. Ansonsten wieder Neubeginn.
Der Trainer spielt ständig neue Bälle zum ballberechtigen Team.
Spieleranzahl: 8–12 Spieler. Von einem 5-gegen-3 bis hin zur Bildung drei 4er-Teams.
Wettbewerb: Kann Überzahl in vier Minuten einen Rückstand von 3:1 drehen?
Variation: Nur Direktspiel. Freies Spiel. Spielfeld dem Leistungsstand so anpassen, dass Passfolgen und Gegenpressing gleichermaßen möglich sind. Torschuss bereits ab der achten Passfolge erlauben.
Tipp: Nach Ballverlust defensiv umschalten. Gleichermaßen Druck auf den Ball und Anspielstationen, bzw. die Passwege zu den Minitoren zustellen. Nach der Ballrückgewinnung wieder Breite ins Spiel bringen.
Organisation & Ablauf (2. Spielform)
Ein Spielfeld (30 x 15 Meter) mit Mittellinie und einem Jugendtor entsprechend der Zeichnung aufbauen.
Ein Angreifer-Team (Formation 3-1) und ein Verteidiger-Team (Formation 3-0) bilden. Alle Bälle ins Jugendtor.
Die beiden Teams spielen im Feld gegeneinander. Die Angreifer haben das Ziel die Grundlinie der Verteidiger zu überdribbeln und die Verteidiger kontern auf das Jugendtor. Nach jeder Spielunterbrechung Start bei den Angreifern.
Nach vier Minuten neue Teams.
Spieleranzahl: 7–11 Spieler. Die Angreifer haben immer einen Spieler mehr (Ballverlust droht dann erst hoch im Spielfeld). Die Angreifer können auch in den Formationen 3-2 oder 3-3 spielen und die Verteidiger im 3-1 oder 3-2.
Wettbewerb: Können die Angreifer in vier Minuten einen Rückstand von 3:1 drehen?
Variation: Abseitsregel gilt. Spielfeldgröße so wählen, dass oft Ballverluste für die Angreifer drohen. Der Trainer steht mit Bällen an der Mittellinie und spielt von dort neue Bälle zum vordersten Angreifer.
Tipp: Die Angreifer sichern gefährliche Situationen ab, um Druck auf den Ball nach einem Ballverlust ausüben zu können. Die Angreifer entscheiden nach einem Ballverlust, ob sie Gegenpressing spielen können (Druck auf Ball, Präsenz in Ballnähe) oder sich zur Torsicherung fallen lassen. Aufgrund des leeren Jugendtors wird ein fehlerhaftes Gegenpressing direkt "bestraft".
Organisation & Ablauf (Abschlussspiel)
Ein Spielfeld bis zur Mittellinie und leicht eingerückt markieren. Neben zwei Großtoren jeweils noch zwei Minitore stellen. Das Spielfeld mit Mittellinie kennzeichnen.
Zwei 8er-Teams (Formation 3-3-2) bilden und je einer Seite zuweisen. Ersatzbälle in beide Großtore.
Die Teams spielen gegeneinander und können auf alle drei Tore des Gegners angreifen. Bei Ballverlust gibt der zentrale Spieler entweder das Kommando "drauf" oder "zurück". Bei "drauf" Gegenpressing spielen und bei "zurück" kompakt hinterm Ball. Befindet sich ein Team komplett in der eigenen Hälfte, darf der Gegner nur auf die Minitore angreifen. Das bedeutet, lässt man sich beim Ballverlust in die eigene Hälfte fallen, beschränkt man den Gegner in seinen Angriffsoptionen.
Spieleranzahl: 14–18 Feldspieler. Die Teams können auch im 3-3-1, bzw. 4-3-2 spielen.
Wettbewerb: Bei einem erzielten Tor, darf das erfolgreiche Team erneut angreifen.
Variation: Seitenwechsel der Teams. Im späteren Verlauf ohne Minitore und Mittellinie spielen.
Tipp: Die Spieler sollen lernen sich klug bei Ballverlust zu verhalten. Bei Ballverlust mehrere Spieler in Ballnähe? Gegenpressing! Direkter Druck auf den Ballführenden möglich? Gegenpressing! In allen anderen Fällen fallen lassen und so den Gegner den Angriff erschweren.